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Who is Who?

Jean Améry
1912-1978

Hans Mayer, der sich als Schriftsteller Jean Améry nannte, wurde in Wien geboren. Er brach das Gymnasium mit 12 Jahren ab und wurde Autodidakt. An der Universität besuchte er zwar philosophische und literarische Vorlesungen und wurde vom neopositivistischen Wiener Kreis um Moritz Schlick und Rudolf Carnap beeinflusst, war aber nie ordentlich inskribiert.

Seine Hochschule war die Zweigstelle der Volkshochschule Volksheim Ottakring in der Leopoldstadt, Zirkusgasse 48. Dort war er zunächst Hörer und fand einen Förderer seines Talents in Leopold Langhammer, dem langjährigen Sekretär des Wiener Volksbildungsvereins, den er Jahrzehnte später als seinen „Mentor“ bezeichnete.

Von 1930 bis 1938 war er Angestellter der kleinen Buchhandlung der Volkshochschul-Zweigstelle Leopoldstadt und betreute dort auch die kleine Leihbücherei, wo sich die Volkshochschulhörerinnen und -hörer mit jener Literatur versorgen konnten, die in den Fachgruppen präsentiert wurde.

Neben seiner journalistischen Arbeit war Améry auch aktiver Mitarbeiter und Vortragender über literaturhistorische und philosophische Themen. 1938 emigrierte er nach Belgien und schloss sich dem Widerstand an. 1943 wurde er verhaftet und in Auschwitz, Buchenwald und Bergen-Belsen inhaftiert.

Nach 1945 lebte er vorwiegend in Brüssel als Journalist und freier Schriftsteller. Sein gesellschaftskritisches Werk ist der Form nach stark essayistisch geprägt und vom französischen Existenzialismus beeinflusst. Es wirft die Frage nach der Rolle des (jüdischen) Intellektuellen nach dem Holocaust auf. „Geburt der Gegenwart“ (1961) ist eine Kulturgeschichte des Kalten Krieges. Mit seiner Rückbesinnung auf den Auschwitzprozess im Essay „Die Tortur“, Zentrum des Bandes „Jenseits von Schuld und Sühne“ (1966), wurde er einem deutschsprachigen Publikum zum ersten Mal durch die Verbreitung in der Zeitschrift Merkur bekannt. „Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod“ (1976) nimmt seinen Selbstmord in Salzburg zwei Jahre später vorweg.

Weiterführende Literatur:

Irene Heidelberger-Leonard, Jean Améry. Revolte in der Resignation. Biographie, Stuttgart: Klett-Cotta 2004, 408 S.

Ernst Schönwiese, Laudatio für Jean Amery. In: Preise und Preisträger der Stadt Wien. Kunst – Wissenschaft – Volksbildung. Kulturamt der Stadt Wien. Information und Dokumentation, Folge 1 (= Wiener Schriften, H. 48), Wien-München: Verlag Jugend & Volk 1980, S. 49-53.
Auswahlbibliographie Links
Améry, Jean Hans Mayer Ende der 1920er Jahre © Privatarchiv Maria Améry, Brüssel